Informationsflut auf dem Finanzmarkt: Einheitliche Regulierung schafft mehr Probleme statt Transparenz
Die Banken- und Finanzmarktregulierung soll für Transparent sorgen, der Finanzsektor wird zudem sicherer. In der Realität nehmen Kunden die Regulierung aber nicht nur als hilfreich wahr. Von einer regelrechten Informationsflut ist die Rede. So müssen viele Informationen übermittelt werden, die der Kunde gar nicht überblicken kann oder möchte. Fehlende Serviceleistungen für gesetzliche Grundlagen spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Auch allgemein sind die Berichte oft viele Seiten lang, was die Kunden als belastend empfinden. Unternehmens- wie auch Privatkunden spüren die Bankenregulierung also in vielerlei Hinsicht. Wir haben uns die Debatte und weitere Probleme der aktuellen Gesetzeslage genauer angesehen.

Bankkunden und Anleger sollen geschützt werden
Verbraucher in Finanzangelegenheiten zu schützen, ist eine wichtige Aufgabe der Politik. Bürger und Bürgerinnen müssen vor Betrug geschützt werden. Der Verbraucherschutz ist in der Theorie nachvollziehbar und sinnvoll, die Umsetzung wird aber immer wieder kritisiert. Bei den Verbrauchern entsteht bei all der Regulierung oft sogar ein Gefühl der Bevormundung. So jedenfalls äußerte sich GVB-Präsident Jürgen Gros in einem Interview. Statt Verbraucher zu schützen, fühlten sich diese eher gemaßregelt oder unnötig belastet.
Immer wieder werden Stimmen laut, die die Abschaffung der strengen Regulierungen fordern. Es scheint also einiges schief zu laufen. Zum Beispiel kritisiert wird die Informationsflut, die mit der festgelegten Transparenz einhergeht: Wer als Privatanleger ein Wertpapier kaufen möchte, bekommt sehr lange Formulare präsentiert. Wirklich transparent ist das am Ende dann nicht. Denn zurecht fragt man sich, wer all diese Informationen wirklich liest. Dazu haben viele Anleger weder Lust, noch Zeit oder das Knowhow. Denn oft sind die Texte derartig kompliziert, dass Laien damit nur wenig anfangen können. Doch auch, wer sich bereits mit Wertpapieren auskennt, fühlt sich überfordert. Denn an verschiedenen Arten von Anlegern orientiert sich die aktuelle Gesetzgebung nicht. Banken sind verpflichtet, jedem Kunden eine lange Liste an Informationen zukommen zu lassen.
Am Ende hat die Informationsflut also genau das zur Folge, was sie eigentlich verhindern soll: Kunden sind verwirrt und empfinden alles andere als Klarheit über das, was mit ihren Anlagen passiert. Zudem kritisiert werden die Vorgaben, die Bankgeschäfte behindern. Zu allem Überfluss fühlen sich die Kunden dann oft auch noch übergangen und zweifeln ihre eigene Entscheidungsfreiheit an. Das wird zum Beispiel an der Aufzeichnungspflicht der Gespräche ersichtlich: Auch, wenn Kunden dies ausdrücklich nicht wünschen, gibt es keinen Weg, die telefonische Aufzeichnung abzulehnen. Die Bank ist verpflichtet, die Gespräche zu speichern. Das frustriert nicht nur die Kunden, sondern auch die Banken. Die Gesetze lassen hier aktuell aber keinen Spielraum, eine Entscheidungsfreiheit gibt es nicht.
Unzufriedenheit und Überforderung bei den Kunden
Bekommen Kunden Informationen vorgelegt, die an Umfang und Tiefe kaum noch zu überbieten sind, stellt sich nicht selten ein Gefühl der Überforderung ein. Verbraucher verlieren dann schnell den Überblick über das, was für sie wirklich von Bedeutung ist – und was getrost außen vorgelassen werden kann. Obwohl sich Kunden eigentlich besser beraten und informiert fühlen sollen, passiert also genau das Gegenteil. Die Ursache liegt ganz klar bei der Gesetzgebung: Die Informationspflichten sind eindeutig ausgeufert, aber Pflicht. Außerdem werden keine Unterschiede zwischen Arten von Anlegern gemacht. Das Leitbild sind die Laien. Entsprechend wird jeder Anleger gleichbehandelt. Es ist egal, ob Erfahrung in dem Bereich vorliegt oder nicht. Laien wiederum können mit den vielen Dokumenten trotzdem oft nichts anfangen, weil die Informationsmenge zu groß und zu undurchsichtig ist – ein Dilemma für alle Beteiligten.
Verbraucherschutz muss bedarfsgerechter werden
Einheitliche Regelungen zu schaffen, ist nicht immer von Vorteil. Am Beispiel der Informationsflut zeigt sich, dass Gesetze das Geschäft hemmen können und nicht für ein Gefühl von Sicherheit sorgen. Statt Transparenz zu ermöglichen, sind Kunden zunehmend überfordert. Eine sinnvolle Lösung für dieses Problem wäre, die Beratung bedarfsorientierter zu gestalten: Wer sich beispielsweise bereits mit Anlagegeschäften auskennt, dem könnten einige Informationen erspart bleiben. Einige Informationspflichten könnten problemlos gestrichen werden. Klarheit würde eine vorherige Beratung schaffen, welche die Bedürfnisse klärt und den Wissensstand bewertet.
Eingeschränkte Auswahl bei Finanzprodukten
Möchte ein Kunde eine Anlageberatung erhalten, stehen heutzutage weitaus weniger Möglichkeiten zur Verfügung als noch vor einigen Jahren. Die Banken haben, sie mussten, ihre Angebote deutlich reduzieren. Das betrifft auch Kunden, die in ihrem Depot Produkte haben, die später gestrichen wurden. Zu diesen können dann keine weiteren Beratungen mehr angeboten werden.
Die Ursache liegt in den regulatorischen Vorgaben, welche mit hohen Kosten einhergehen. Der Wertpapiervertrieb ist deutlich komplizierter geworden, vom Beratungsregister bis hin zur Telefonaufzeichnung, weiterführenden Berichterstattungen oder den viel kritisierten Informationspapieren. Damit gibt es für Banken weniger Möglichkeiten, individuell auf die Wünsche ihrer Kunden einzugehen. Auch hier ist die Gesetzeslage wieder für beide Seiten frustrierend. Dass Banken zu Wertpapieren im Online-Glücksspiel beraten können, wäre vielleicht etwas viel verlangt (obgleich Konzepte wie das Casino ohne Beschränkung Milliardenumsätze für Casino-Betreiber bedeuten und auch Anleger von Glücksspielanbietern, die an der Börse aktiv sind, mitunter sehr profitieren). Aber ein bisschen mehr Freiheit wäre wünschenswert – und das nicht nur im Bereich der Produktauswahl, sondern eben auch in Bezug auf die Informationen, die Kunden zu den Wertpapieren erhalten.
Sowohl für Banken als auch Wertpapier-Interessenten ist die Lage momentan also misslich. Es wird weniger auf die individuellen Kundenwünsche eingegangen, doch mehr Flexibilität lässt die Finanzmarktregulierung nicht zu. Kunden müssen nach aktuellem Stand alle dieselben Informationen zur Verfügung gestellt bekommen. Diese Flut an Dokumenten sorgt für Unmut und schießt oft übers Ziel hinaus – und ist so komplex, dass Anfänger ohne nötiges Hintergrundwissen gar nichts damit anfangen können. Dass der Markt reguliert wird, ist gut und wichtig. Sowohl die Banken als auch viele Anleger sind sich aber sicher, dass die Gesetze angepasst werden müssen, um wieder bessere Berat