Überraschende Lösung: Retro-Gaming in (fast) Perfektion
Die Straßen werden voll sein, die Züge zu spät und der FlixBus überbucht. Yeah! Gefühlt die halbe Republik kehrt zurück an den Ort, an dem alles begann: die alte Heimat.
Dort soll mit der Familie Weihnachten gefeiert werden. Okay. Aber für viele kommt erst nach Kartoffelsalat oder Weihnachtsgans das heimliche Highlight: Wiedersehen mit alten Freunden, schwelgen in Erinnerungen, dazu die Musik von früher – Party & Bullshit, halt! Manch einer wird dann in seinem ehemaligen Kinderzimmer schlafen oder zumindest Schränke und Kartons nach den Dingen durchforsten, die man hier, wo die Zeit still zu stehen scheint, zurücklassen musste, auf dem Weg ins „richtige Leben“.
Chris hatte bereits in den letzten Wochen vor Weihnachten seinen jährlichen Nostalgie-Schub. Er machte sich auf die Suche nach all den positiven Emotionen, mit denen in seiner Erinnerung vor allem die damals scheinbar endlosen Stunden, z.B. am Super Nintendo, aufgeladen waren.
Was er auf der Suche nach der besten Möglichkeit, seine liebsten Games-Klassiker heute so wie damals zu spielen, alles erlebt hat, und wie ausgerechnet der hochmoderne Silicon Chip von Apple in diese vorweihnachtliche Retro-Story passt, das erfahrt ihr in diesem Artikel hier. Da dabei so viel passiert ist und ihr ja jetzt alle ein bisschen Zeit zum Lesen habt, ist er etwas länger geworden als gewöhnlich.
Viel Spaß beim Lesen
Ich wurde 1975 auf dem Land am Niederrhein geboren, ein Kind der 70er- und 80er-Jahre also. Den Jahrzehnten, denen man heute nachsagt, besonders bunt und wild gewesen zu sein. Wer den grenznahen Niederrhein kennt, der weiss sicher, dass das Wildeste hier das frisierte Mofa war, oder Ausschreitungen auf irgendwelchen Abifeten. Und dass man mindestens bis nach Krefeld oder Düsseldorf fahren musste, um überhaupt an so etwas wie städtischem Leben teilzunehmen. Um es anders zu sagen: Es war nicht viel los, wenn man mit Mofas wenig anfangen konnte, Abifeten schrecklich fand, nicht im Sportverein angemeldet war oder sonstwie das tat, was der Großteil der Kids im Ort eben so tat. Keine Ahnung, was genau das war. Ich war ja nicht dabei.
Mit Skateboard und Joystick raus aus dem Mief
Es dauerte eine Weile, aber irgendwann entdeckte ich das Skateboarden für mich. Endlich passte das Paket. Klamotten, Sneaker, gute Musik, ein paar Leute mit ähnlich viel Lust auf all das. Mehr brauchte es nicht. Aber da wir alle nicht die Könige der Skater waren, verbrachten meine paar Freunde und ich auch immer wieder Zeit vor dem Fernseher. Meist mit einem Joystick oder Controller in der Hand.
Computer- und Videospiele waren einige Jahre zuvor schon Teil meines Lebens geworden, als ich im Zimmer meines Cousins, der noch ländlicher wohnte als ich, was eigentlich kaum möglich war, erstmals auf eine Atari VCS 2600 Spielkonsole stieß. Ich erinnere mich an diesen Tag nach Weihnachten, als sei es Vorgestern gewesen. Ein Tag, der alles änderte.
Meine Eltern, sowieso die besten, erfüllten mir schon bald darauf den Wunsch nach meiner ersten eigenen Konsole. Spiele wie Asteroids, DigDug oder PacMan begeisterten mich. So lange, bis mir unser damaliger Nachbar – etwas älter als ich und ein ziemlich schlaues Kerlchen – auf einer Party seiner Eltern seinen neuen Computer zeigte. Es handelte sich um einen C64, damals noch mit Datasette, angeschlossen an einen Röhrenfernseher. Diese Nacht hat sich in mein Hirn eingebrannt. Ich war fasziniert, was der Computer alles konnte und dass man mit einer Kassette(!) Daten in das Gerät laden konnte. Von Disketten sprach zu dieser Zeit noch niemand. Wir spielten und luden und spielten und luden (das Laden dauerte ein Weilchen) und am frühen Morgen war klar, dass Computer “mein Ding” sein würde.
Die Atari Konsole wich also einem Commodore C64 und dieser später dann diversen Amiga-Modellen. Mit dem Amiga 500 (und dann seinen späteren Geschwistern) hatte ich meinen Endgegner gefunden. Spiele wie Defender of the Crown, Lemmings, Gianna Sisters, California Games, Out Run, Barbarian oder North & South habe ich geliebt. Weil sie so einfach zu verstehen und auch zu spielen waren. Dabei war das Gameplay durchaus herausfordernd, aber zu verstehen waren diese Spiele schnell. Etwas, das ich bei heutigen Titeln manchmal vermisse.
Später gesellten sich zu meinem Amiga das Nintendo Super NES, der Atari Lynx Handheld und die Mutter aller Konsolen, das Neo Geo von SNK. Diese nicht gerade günstige Konsole brachte 1:1 die Spiele der damaligen Spielhallen auf den heimischen Fernseher. Auch wenn mich dieses Hobby einen Großteil meines Ersparten kostete, genoss ich jede Runde eines Games und jede durchgespielte Nacht –besonders mit Freunden im Keller meiner Eltern.
Music was my second love
Mit der Zeit und mit fortschreitendem Alter änderten sich meine Interessen. Nach den „Gaming Days“ wurde Musik immer mehr “mein Ding”. Und hier besonders HipHop mit all seiner kulturellen Vielfalt. Ich reiste später wirklich oft nach New York, um mittendrin zu sein im kulturellen Epizentrum dieser Szene und benötigte dafür möglichst viel Geld. Also wurden alle Geräte nach und nach wieder verkauft. Selbst meine Amigas mussten weg. Aber das war eine ganz andere wilde Geschichte, die ich vielleicht später einmal an dieser Stelle erzählen werde.
Trotzdem blieb die Liebe für die alten Spiele und eher so „Casual Gaming“, also ganz entspanntes Spielen, gern auch nebenbei. Vor ein paar Jahren schenkte mir meine Frau (eh die Beste!) dann einfach so eine portable Neo Geo Konsole und ein paar Jahre später das Super NES-Mini von Nintendo. Und da waren sie wieder: Der Spaß und die Freude an den Games von damals. Noch etwas später dann die Möglichkeit, auf der Nintendo Switch NES- und Super NES Spieleklassiker herunterzuladen und stilecht zu spielen – nicht schlecht!
Irgendetwas fehlt immer
Aber so richtig „vollständig” war keine dieser Möglichkeiten. Überall war die Auswahl an Spielen begrenzt und selten fand ich mal eines, das ich früher so richtig gerne gespielt habe. Also ganz „neue Klassiker“ für mich entdecken bzw. erspielen? Mit der Xbox Series X und den schier unendlichen Möglichkeiten des Games Pass Ultimate taste ich mich aktuell immer weiter in die große, bunte und technisch immens beeindruckende Next-Gen der Videospiele vor. Aber, wie soll ich es sagen, der Funke springt nicht so richtig über. Aktuell ist die neue Spielegeneration leider (noch) nicht ganz mein Ding. Zwar gibt es Retro-Compilations zu kaufen, die einige Spieleklassiker auf die neue Konsole bringen – aber „echtes“ Retro-Gaming ist auch das nicht. Ich fing an darüber nachzudenken, ob es das „echte” Retro-Gaming überhaupt geben konnte. Waren nicht die damaligen Emotionen durch eine Vielzahl von Faktoren entstanden? Wie zum Beispiel dem erstmaligen Entdecken eines neuen Moves (so ganz ohne Google), der Lösung eines Rätsels nach stundenlangem beharrlichen Trial & Error oder überhaupt vom SciFi-Flair des neuen Mediums? All das wird man jedenfalls mit moderner Technik allein so nicht reproduzieren können. Aber die Suche geht weiter.
Hightech als Zeitmaschine?
Nach meinen ersten eher halbherzigen Versuchen dem Spielerlebnis der 80er und 90er möglichst nahe zu kommen, habe ich mit aktuellen Computern und Spielekonsolen richtig Gas gegeben, um mit den Möglichkeiten der neuesten Technik nicht Highend-Grafik auf einen 4K-Bildschirm zu zaubern, sondern um träge Pixelhaufen zu liebevoller Dudelmusik durch die spärlich animierte Gegend zu schieben, so sieht das zumindest die Generation meiner Kinder.
Ich habe also weiterhin alles ausprobiert, was ich im Internet an Infos und in den App- und Game-Stores der einzelnen Anbieter gefunden habe. Ich habe mir sogar gebrauchte Xbox 360 Versionen von „Virtua Tennis“ auf eBay bestellt, in der Hoffnung, dass meine – eigentlich abwärtskompatible – Xbox Series X diese abspielen können würde. Denn Virtua Tennis gehört schon seit vielen Jahren zu den Spielen, die ich gerne mal wieder spielen würde, auch wenn ich das Game nicht unbedingt als „super retro“ bezeichnen würde und es Anfang der 2000er auf der Sony PSP noch zwei Releases gab. Leider gelang dem Tennisklassiker danach nicht der Sprung auf bzw. in die nächste Generation. Und auch die Xbox Series X verschluckte sich an der Tennissimulation.
Tatsächlich besitze ich etwa 20 Roms meiner Lieblingsspiele für das SNES, die ich mal gekauft habe. Diese habe ich vor vielen Jahren – in einer verrückten Phase meines Lebens – mit einem spannenden kleinen Gerät auf Disketten ausgelesen und später dann auf einer CD-ROM gespeichert, die ich immer noch besitze. Diese Roms bildeten jetzt den Grundstein für diesen Abschnitt meines kleinen Retro-Projektes. Nur sie standen mir zur Verfügung, bei all den Versuchen das Ganze so ans ans Laufen zu bekommen, dass es sich möglichst anfühlte wie früher. Auch auf der Xbox Series X, die perfekt für die Emulation von alten Spielen geeignet sein soll.
Ist die Xbox Series X die perfekte Konsole für Retro-Emulatoren?
Als ich meine Xbox bekam und nach relevantem Content zu meiner neuen Konsole suchte, tauchten auch sofort Videos zum Thema „Microsoft Xbox Series X ist der perfekte Retro-Emulator“ auf. Sehr viel Power trifft also auf die Möglichkeit, Emulatoren und spezielle Software ins System zu laden. Leider war es mir auf kostenlosem Weg nicht möglich, an die benötigten Programme zu kommen, die wohl vorher lange Zeit einfach so und legal im Netz zu bekommen waren.
Auch die Informationen in den recht interessanten Clips, die ich auf YouTube zum Thema fand, waren aus einer Zeit, als man das Benötigte einfach so herunterladen konnte. Jetzt allerdings hätte ich erst auf Patreon spenden müssen, um dann auf Discord irgendwo versteckt die korrekten Links zu finden. Das war mir dann doch irgendwie zu zwielichtig und ich verschob diese Möglichkeit weiter nach unten auf meiner ToDo-Liste. Zur Not später dann vielleicht, aber erst mal sehen, was sonst noch so geht.
Was ist eigentlich mit Retro-Handhelds aus China?
Nachdem das mit der Xbox erst einmal in Richtung Weihnachten verschoben wurde, tauchten in meinem YouTube Feed immer mehr Videos auf, die Handheld-Konsolen zum Thema hatten, die man u.a. auf AliExpress oder Amazon bestellen kann und die es einem ermöglichen sollen, die Roms seiner alten Spiele stilecht auf einem Handheld, z.B. in Form eines GameBoys, zu zocken. Es dauerte auch hier eine ganze Weile, bis ich thematisch soweit “drin” war, um einen Kaufentscheidung zu treffen und meine Bestellung abzuschicken. Der Markt ist voll mit Geräten dieser Art. Von 80 bis 1000 Euro kann man so ziemlich alles investieren – je nachdem, was man emulieren und spielen möchte.
Auf Amazon habe ich dann ein Gerät entdeckt, das auf YouTube von Retro-Experten als eines der aktuellsten und besten angepriesen wurde. Sogar eine SD-Karte mit 4000+ Spielen war Teil des Angebotes, welches von Amazon selbst innerhalb von zwei Tagen geliefert wurde. Da Amazon hier als Versender fungierte, riskierte ich es einfach mal. Was kann schon schief gehen?
Spoiler: Die Games waren natürlich nicht dabei, immerhin handelt es sich hier um urheberrechtlich geschützte Medien. Es mag sogar Länder geben, in denen dieses Bundle tatsächlich komplett ausgeliefert wird. Dass das in Deutschland trotz gegensätzlicher Amazon-Produkt-Beschreibung nicht so ist, macht endgültig klar, dass es sich nicht um erstaunlich billige, lizenzierte Ware handelt, sondern schlicht um Raubkopien. Statt der angekündigten über 4000 Titel waren nur ganz wenige unbekannte Testspiele auf dem System, um wenigstens die installierten Emulatoren ausprobieren zu können.
Die funktionierten dann auch, aber ich habe es nicht geschafft, meine eigenen Roms auf dem Gerät ans Laufen zu bekommen. Ich bin fast verzweifelt, erfuhr später aber, dass es wirklich gar nicht so einfach zu sein scheint, solch ein Device in Betrieb zu nehmen. Manch ein Shop bittet die potentiellen Käufer in den eigenen Laden, um ihnen dort erst einmal eine Einführung in das System zu geben, um Rücksendungen und öffentliche Kritik zu vermeiden, wie man mir sagte.
Nachdem ich mehrere Tage mit der optisch echt coolen, weil halbdurchsichtigen, Retro-Konsole verbracht hatte und dabei mehr als einmal an meine Grenzen stieß, schickte ich sie zurück in Richtung Amazon. Wenn etwas nicht intuitiv ist oder ich es mir nicht selbst beibringen oder erklären kann, egal wie lange es dauert, dann will ich dafür auch keine 200 Euro ausgeben. Fertig.
Gibt es denn nix für Apple?
Als Apple User ist man, was Spiele angeht, ja traditionell eher wenig verwöhnt. Wer denkt da schon an Emulatoren oder Retro-Games? Ok, mit den M-Silicon-Prozessoren gibt es jetzt mehr Möglichkeiten, zum Beispiel wurde gerade Resident Evil Village sehr gut nativ für den M1/M2 Silicon Prozessor umgesetzt und auch die neueren Tomb Raider Spiele funktionieren blendend, das Blizzard-Portfolio sowieso. Darüber hinaus geht aber auf dem Mac nicht so viel, und Apple Arcade ist für Retro-Gamer nicht mehr als ein bestenfalls streckenweise mäßig lustiger Zeitvertreib.
Auf einer Webseite zum Thema Emulatoren und Retro-Gaming tauchte dann in einer recht langen Liste von Windows- und Android- Programmen ein interessantes Programm auf, welches nicht nur für Apple Computer verfügbar war, sondern angeblich auch auf den brandneuen und leistungsstarken Chips von Apple lauffähig sein sollte. „OpenEmu” ist frei und kostenlos im Internet zu bekommen. Klar, dass ich das sofort ausprobieren musste. Beim ersten Startversuch meldete sich mein offensichtlich beleidigtes macOS und teilte mir mit, dass es dieses – wild aus dem Internet geladene – Programm auf keinen Fall öffnen wird und dass ich es doch bitte löschen möge. Na super.
Einige Tage später, ich war schon kurz davor, mir einen gebrauchten GameBoy und ein Super Nintendo bei eBay zu besorgen, las ich in einem weiteren Artikel, wie problemlos OpenEmu doch auf aktuellen Macs läuft und dass man damit über 30 verschiedene Konsolen emulieren könne! Darüber hinaus gab es den goldwerten Tipp, wie man die zuvor beschriebene Sperre im System umgeht, bzw. abschaltet.
MacOS hat halt keine Lust darauf, dass der DAU irgendwas im Netz herunterlädt und somit seinen eigenen goldenen Käfig beschmutzt oder gar zerstört. Und das ist in den meisten Fällen auch ein Segen und hat schon in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass hauptsächlich Windows-User mit zerschossenen Systemen, Abstürzen und Viren zu kämpfen hatten, während Mac-User lächelnd weiterarbeiten konnten. Man hat also diese Sperre eingebaut, um Schad-Software draußen zu halten und ein kleines bisschen auch, um den eigenen AppStore noch ein Stückchen relevanter zu machen. Allerdings kann man die auch abschalten – und ich wusste nun wie…
OpenEmu ftw!
Keine fünf Minuten später flackerte OpenEmu über meinen Screen. Mir wurde sogar direkt angeboten einen aktuellen Controller, entweder von der PlayStation 4/5, der Xbox One, Series S|X oder von der Nintendo Switch per Bluetooth zu verbinden. Habe ich gemacht. Dauerte keine Minute. Dann hatte ich noch die Wahl, ob ich alle 30+ Konsolen oder nur ausgewählte Devices emulieren möchte. Donnerwetter! War ich, zumindest aus technischer Sicht, am Ende meiner Suche angekommen?
Ich entschied mich für das Super Nintendo, da ich für dieses ja meine eigenen Roms besitze. Sollte ich in Zukunft doch noch mal auf legalem Wege an weitere Roms für z.B. Atari Jaguar, Nintendo 64, das klassische NES, den SEGA Mega Drive, den Atari Lynx oder das Atari VCS 2600 kommen, kann ich die Emulatoren mit nur einem Klick aktivieren. Per Drag&Drop lassen sich die Roms in Sekunden in den Emulator laden, der sie dann direkt speichert und automatisch der entsprechenden Konsole zuordnet. Leichter geht es nicht.
OpenEmu ist auch optisch sehr gelungen. Die ausgewählten Konsolen, die man emulieren möchte, sind am Seitenrand untereinander zu sehen. Mit einem Klick auf das Super Nintendo-Symbol erscheinen dann die bereits importierten und zugeordneten Spiele – meist sogar mit den passenden Covern der klassischen Packs. Für Menschen mit vielen Spielen ist das 1. sehr übersichtlich und 2. eine Augenweide. All die alten Cover zu sehen, die man früher nur in Spielwarengeschäften, der Auslage von Fachgeschäften oder der Elektroabteilung in Supermärkten zu sehen bekam, ist schon toll. Da kommt dann auch ganz tief im Inneren das alte Gaming Feeling wieder auf. So ein bisschen zumindest.
Meine Recherchen haben außerdem ergeben, dass lediglich der N64-Emulator hier und da mal Probleme zu machen scheint. Alle anderen Konsolen sollen problemlos laufen und alle Spiele in Gang bekommen. Schon großartig. Leider habe ich keine eigenen Roms für den GameBoy, den GameCube, den GameGear oder das altehrwürdige ColecoVision, um das besser testen zu können. Trotzdem bin ich so happy mit etwa Aladdin, Super Mario World, Super Street Fighter, Castlevania IV und Donkey Kong Country. Das ist bis jetzt von allen von mir getesteten Möglichkeiten die, die meiner Vorstellung vom reibungslosen Erleben der alten Spiele am nächsten kommt. Dieses Weihnachten ist also aus Retro-Gamer-Sicht schon mal gerettet.
Nach weiterem Stöbern habe ich dann herausgefunden, dass es nicht nur OpenEmu für den Mac gibt, sondern noch einige interessante Alternativen, die aber alle nur Emulator einer alten Konsole waren. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.
Operation gelungen, Patient tot?
Aber Hand aufs Herz: Heute ist es einfach anders als früher. Der Wunsch alte Spiele noch einmal erleben zu können, geht einher mit den Erinnerungen und den im Gehirn abgespeicherten Emotionen der Zeit damals. Diese Emotionen sind besonders relevant für das eigene Wohlbefinden. Positive wie negative. Da Games besonders viele positive Emotionen hervorrufen, geht mit den damals gespielten also immer auch ein starkes Glücksversprechen einher. Ähnliches kennt man von Musik, die man in bestimmten Lebensphasen intensiv gehört hat.
Es wird einem dann schnell klar, dass ein California Games auf dem Atari Lynx oder einem Commodore damals cooler war als dasselbe Game auf einem Emulator-Screen. Das Gefühl beim Retro-Gaming fehlt ein wenig, dass ich damals hatte, wenn ich mal wieder ein neues Spiel in Händen hielt und es das erste Mal startete. Die Zeit war eine andere, man war sehr viel jünger, hatte keine echten Probleme oder Sorgen und die Technik war auf einem ganz anderen Level. Man kann mit einem Emulator einen Blick zurückwerfen und sich erinnern – aber zurückholen kann man diese Zeit damit nicht. Rein emotional ist Musik für mich die bessere Zeitmaschine. Bei bestimmten Tracks sind nicht nur die Erinnerungen sofort wieder da, sondern auch die damit verbundenen Gefühle.
Ansonsten ist das alles eine großartige Sache. Ich habe übrigens keine Roms aus dem Internet geladen oder mir sonst wie besorgt. Darum ist mein Blick auf das, was möglich ist, möglicherweise etwas begrenzt. Nach langer Suche und vielen Versuchen habe ich aber nun doch die für mich beste Möglichkeit gefunden, ab und zu eines meiner alten Lieblingsspiele zu spielen. OpenEmu als kostenloses Programm ist wirklich der Hammer. Auch ist die Grafik der emulierten 8Bit und 16Bit Games gar nicht so schlecht, wie man meinen könnte, denn das Programm bietet die Möglichkeit, die Pixel entweder zu verdoppeln oder, je nach Konsole, sogar zu verzehnfachen. Diverse Shader helfen darüber hinaus dabei, das Bild zu verbessern oder die Spielegrafik dem Look einer bestimmten Konsole anzupassen. Mit Scanlines und allem, was dazugehört. Da hilft die Power der modernen Technik.
Was die Technik möglich macht – und was nicht
Ich hatte Spaß daran, zurückzureisen in der Zeit und mal zu schauen, was technisch da so möglich ist. Dass ich am Ende vor meinem aktuellen MacBook Pro mit Xbox Series X Controller hocken und das OG Super Mario World mit einer Hardware spielen würde, die wahrscheinlich leistungsfähiger ist als alle Personal-Computer der damaligen Zeit zusammengenommen – das habe ich allerdings nicht kommen sehen.
Abschließend kann ich sagen: Trotz aller technischen Möglichkeiten blieb mein Wunsch, endlich mal wieder die Spiele meiner Kindheit und Jugend mit derselben Freude spielen zu können, im Kern unerfüllt. Das ist aber nicht die Schuld der großartigen Technik, sondern liegt an der Unwiederbringlichkeit bestimmter Situationen. Aber ich freue mich schon wie Bolle darauf, die neu entdeckten, alten Spiele wieder mit mehreren Leuten zu spielen! Da könnte noch ein bisschen was gehen in Sachen Zeitreise per Gamepad. Mal sehen, was meine Kinder dazu sagen … wo sind die eigentlich?
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