
Viele Beziehungen mit Kindern entdecken eines Tages die immensen Vorteile, welche eine iCloud-Familienfreigabe bietet: Gekaufte Apps, Streaming-Abos und Speicherplatz stehen allen Mitgliedern bereit; Fotos, Erinnerungen sowie Termine kann man gemeinsam verwalten. Der Preis pro Nutzer sinkt, und trotzdem haben alle ihre eigenen Profile – so vermischen sich die musikalischen Präferenzen nicht in der Apple-Music-App. Eltern erhalten zudem Kontrolle über Bildschirmzeit und Medienzugriff für den Nachwuchs und können sehen, wo sich die Kleinen gerade befinden. Doch was passiert im Fall einer Trennung – einem zwar unschönen, aber nicht gerade seltenen Ereignis in vielen Familien? Wired dokumentiert einen exemplarischen Fall, der Apples Versäumnis aufzeigt, ein solches Ereignis einzuplanen.
Bei der beschriebenen Trennung stellte die Mutter im Verlauf der Scheidung fest, dass der Vater ihrer Kinder die alleinige Macht über die Familienfreigabe innehatte. Als offizieller Organisator einer iCloud-Familie gilt der Einrichtende, welcher mit seiner Kreditkarte für die Zahlungen aufkommt. Dieser entscheidet am Ende allein, wer was darf. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche unter 13 Jahren, da deren Accounts stets an ein Familienkonto gekoppelt sein müssen. Die Minderjährigen dürfen auch nicht in eine andere Familie wechseln, ohne dass der Organisator zustimmt.
Eine Familienfreigabe erlaubt das Teilen von Abonnements, Apps und iCloud-Speicherplatz. Zusätzlich regeln Eltern darüber, was der Nachwuchs darf.
Zugang als Druckmittel
In dem beschriebenen Fall setzte der Vater seine Organisatorrolle skrupellos ein: Waren die Kinder bei der Mutter, reduzierte er die Bildschirmzeit auf ein Minimum. Hielten sie sich bei ihm auf, erhielten sie mehr Zeit für Spiele und Musik. Auch beobachtete er den Aufenthaltsort seiner Kinder anhand der Mobilgeräte. Trotz amtlich bestätigter Trennung und zugeschriebenem Sorgerecht konnten Apple-Store-Mitarbeiter der Mutter nicht weiterhelfen: Ohne Zustimmung des Organisators bleibt eine Familienfreigabe bestehen, bis die Kinder ein Alter erreichen, in dem sie selbstständig die Gruppe wechseln können.
Ähnlich bei Microsoft und Google
Der Artikel betont, dass dieses Problem nicht allein auf Apple Accounts beschränkt ist. Auch unter Android und Windows existieren vergleichbare Strukturen, bei denen ein geordneter Vorgang zur Neustrukturierung einer Familienfreigabe im Falle einer (konfliktbehafteten) Trennung fehlt. Die meisten Empfehlungen, welche sich im Netz finden, raten zum Neuanfang: Die Kinder sollen einen frischen Apple Account aufsetzen. Der von Wired beschriebene Fall endete damit, dass der Vater die Freigabe auflöste – aber erst, nachdem die Kinder bei jeder Kontaktaufnahme immer wieder den Satz wiederholten: „Disband the family group!“
Im Notfall: Sicherheitsprüfung
In manchen Fällen wird die Familienfreigabe zu einer ernsthaften Bedrohung, wenn der ehemalige Partner den Aufenthaltsort einsehen kann. Für solche Fälle hat Apple vorgesorgt und eine Funktion integriert, die sämtliche Zugriffe auf den Aufenthaltsort sofort beendet. Sie heißt Sicherheitsprüfung und findet sich unter Einstellungen/Datenschutz & Sicherheit. Nutzer können hier einen Notfall-Reset durchführen, um alle Verbindungen zu kappen, oder Zugriffsmöglichkeiten granular überprüfen.

